Die Anlage von Eizellen im Eierstock der Frau ist im 4. Embryonalmonat abgeschlossen. Danach werden keine weiteren Eizellen mehr angelegt. Statt dessen kommt es schon vor der eigenen Geburt zu einer fortwährenden Abnahme des Eizellvorrats im Eierstock ("ovarielle Reserve") durch programmierten Zelltod (Apoptose). Dieser Vorgang setzt sich das ganze Leben hindurch fort - unabhängig davon ob die Eierstockfunktion durch die Einnahme einer Pille oder durch wiederholte Schwangerschaften beeinflusst wird. Wenn der Eizellvorrat vollständig aufgebraucht ist, kommt es zum Eintritt der Menopause.
Klinisch relevant wird die Abnahme der ovariellen Reserve in der Regel jenseits des 30.-35. Lebensjahrs, wenn immer weniger Eizellen zur Verfügung stehen und zudem die Qualität der noch vorhandenen Eizellen durch Alterungsprozesse schlechter wird. (vgl. Lebensalter und Schwangerschaft)
In der Kinderwunschdiagnostik ist die Abschätzung der ovariellen Reserve vor einer gepanten Therapie von entscheidender Bedeutung zum Einen für die Abschätzung der Erfolgsaussichten einer geplanten Behandlung, zum Anderen um die nötige Medikamentendosierung für eine Ovarielle Stimulationstherapie mit Gonadotropinen abschätzen zu können.
Als sinnvolle endokrine Parameter haben sich hierfür das Anti-Müller-Hormon (AMH), das Follikel-stimulierende Hormon (FSH) und eine Ultraschallutersuchung am Zyklusbeginn zur Bestimmung des Menge an kleineren Follikeln im Eierstock (antral follicle count, AFC) bewährt.